Anguis fragilis
Westliche Blindschleiche
Familie: Anguidae (Schleichen)
Wir halten eine kleine Nachzuchtgruppe westlicher Blindschleichen, die wir 2014 als Jungtiere bekamen. Es ist eine sehr versteckte Echse, die uns aber trotzdem viel Freude bereitet und relativ einfach zu pflegen ist. In Calabrien konnten wir vor einigen Jahren 2 subadulte Blindschleichen finden, die mittlerweile zu einer eigenen Art (Anguis veronensis) deklariert wurde. Blindschleichen sind völlig harmlos und zudem sehr nützlich, da sie neben Regenwurmfressern vor allem Nachtschnecken erbeuten, werden aber trotz ihres Schutzstatus immer noch von unwissenden Dummköpfen getötet! Blindschleichen sind übrigens nicht blind; die Bezeichnung leitet sich von "blenden" ab (althochdeutsch: Plintslicho) und bezieht sich auf die glänzende, "blendende" Körperfarbe.
Merkmale
30 - 58cm (meist 40-45cm), ♀ meist größer, beinlose Echse, schlangenähnlich, kann (im Gegensatz zu Schlangen die Augen mit Lidern schließen, glattschuppig, stumpfer Schwanz, der bei Gefahr abgeworfen werden kann (Name "fragilis!) und kaum regeneriert, Der Schwanz ist kleiner als der 22cm lange Körper, der stumpfförmige Kopf ist kaum vom Körper abgesetzt, die Ohröffnung ist kaum erkennbar. Jungtiere sind bei der Geburt 7-9cm lang und oft heller gefärbt. Durch kleine Knochenplatten in der Unterhaut steif wirkende Bewegungen.
Schutzstatus
Wie alle europäischenReptilien (und Amphibien) streng geschützt und dürfen nur als Nachzuchten gepflegt werden. Alle Bestandsveränderungen sind der regional zuständigen Behörde zu melden. Die Bestände in Mitteleuropa sind leider beständig rückläufig.
Unterarten
Die früheren Unterarten wurden im Lauf der Jahre zu vier eigenen Arten, deklariert, so dass es keine Unterarten mehr gibt: A. fragilis (West-Europa), A. caphallonica (Peloponnes), A. colchica (Osteuropa), A. graeca (Zentral- und Südgriechenland), A. veronensis (Italien)
Vorkommen/ Habitat
Westliches Europa, 0 - 2400 über NN (Spanien)
Lebensräume: lichte Laubwälder, mit Totholz und Baumstubben, Lichtungen, Schneisen, strukturierte Wegränder mit Gebüsch/ Vegetation, Heiden, felsig-buschige Hänge, Grasböschungen, Gärten, bevorzugt in leicht feuchten Bereichen.
Haltung
Wir halten unsere Gruppe Blindschleichen in einem ehemaligen Terrarium (100 x 50 x 50cm möglichst naturnah und haben das Behältnis nach oben mit einem feinen Gitter zum Ausbruch bzw. Einbruch gesichert. Gefüttert wird mit Regenwürmern passender Größe 2-3x in der Woche. Im TErrarium sind zahlreiche flache Verstecke und echte Pflanzen (Bodendecker). Das Becken steht im Sommer geschützt, so dass sich die Schleichen geschützt aufwärmen können.
Verhalten
Blindschleichen leben sehr versteckt und sonnen sich verdeckt in der Vegetation bzw. am Rand von Wegen. Sie sind tag- und dämmerungsaktiv. Vor allem abends wärmen sich Blindschleichen an Wegrändern oder Straßen auf...oft mit fatalen Wirkungen bei Verkehr.
Nahrung
Erbeutet werden Nacktschnecken, Würmer, Raupen, kleine Spinnen und seltener Insekten und Asseln. Fressfeinde sind sind neben Fuchs, Marder, Wildschweinen leider v.a. Hauskatzen und verschiedene Greifvögel. Auch Schlingnattern erbeuten Blindschleichen aller Größen.
Fortpflanzung
Adulte ♀ haben (wie Jungtiere) meist einen dunklen Rückenstreifen. ♂ sind meist kontrastärmer und ohne Rückenstreifen. Zur Paarungszeit haben ♂ oft kräftige hellblaue Flecken, die Unterseite ist bei ♂ gelblich. ♂ können zur Paarungszeit (April/Mai in Mitteleuropa, März-Juli in SW-Europa) unverträglich sein (Kommentkämpfe) und sich oberflächlich verbeißen, wobei Narben resultieren können. Bei der Paarung setzt das ♂ einen Nackenbiss an. Blindschleichen sind lebendgebärend und setzt im Spätsommer (Juli-September) 2-21 Jungtiere (meist 6-10) in einer klaren Geburtshülle ab.
Literatur & Links
- Kwet, A., Reptilien und Amphibien Europas, Kosmos-Verlag, Stuttgart 2015²
- Glandt, D., Die Amphibien und Reptilien Europas, Wiebelsheim 2015²